1 Ausgangslage
Es befinden sich momentan gut 126’000 Menschen aus dem Asylbereich in der Schweiz.1 Dazu gehören alle Asyl- suchenden wie auch vorläufig Aufgenommene und anerkannte Flüchtlinge. Die grosse Gruppe von Flüchtlingen, welche in den vergangenen Jahren in die Schweiz gekommen ist, steht gegenwärtig vor der Herausforderung, Ausbildungen und Arbeitsstellen anzutreten, sowie am gesellschaftlichen Leben zu partizipieren. Die Schweizer Gesellschaft ist gefordert, mit geeigneten Massnahmen für die Integration zu sorgen. Auch mit den besten Deutschkursen und Integrations- programmen gilt es diesbezüglich grosse Hürden zu überwinden.
Die öffentliche Hand kann diese umfassende Aufgabe nicht alleine bewältigen. Es braucht zusätzlich die Unterstützung der Bevölkerung, welche den Flüchtlingen mit Offenheit begegnet, die Integration zulässt. Freiwilligenarbeit im Flüchtlingsbereich hat das Potenzial, sich auf die seelisch-emotionale Integration von Flüchtlingen auszuwirken und somit deren Integrationsbereitschaft und -fähigkeit zu erhöhen.2
1 https://www.sem.admin.ch/dam/data/sem/publiservice/statistik/asylstatistik/2019/stat-jahr-2019-kommentar-d.pdf (Seite 8)
2 Han-Broich, Misun (2012). Ehrenamt und Integration: Die Bedeutung sozialen Engagements in der (Flüchtlings-) Sozialarbeit. Wiesbaden: Springer Verlag. (Seite 135ff)
2 Trägerschaft und Partner
Im Herbst 2015 hat sich in Frauenfeld eine Gruppe von Vertretern verschiedener Kirchen und Organisationen zusammengetan, um über ein koordiniertes ehrenamtliches Engagement zu sprechen. Es zeigte sich, dass ein kirchenübergreifendes Engagement sinnvoll ist und gewünscht wird. Mit der Stiftung Wetterbaum wurde eine Dachorganisation gefunden, welche bereits im Bereich Integration tätig ist. Eine Projektleitung wurde eingesetzt und das Projektteam nahm anfangs 2016 die Arbeit unter dem Namen SALEM auf.
Die Flüchtlingsarbeit SALEM wird inzwischen hauptsächlich durch die evangelische Landeskirche Frauenfeld und die Freikirche Chrischona Frauenfeld unterstützt. Diese Trägerschaft wiederspiegelt sich auch im Kernteam wieder. Das Team setzt sich aus drei Männern und zwei Frauen verschiedenen Alters zusammen. Salome Nägeli hat als Projektleiterin eine Anstellung von 20% inne.
Die Flüchtlingsarbeit SALEM arbeitet vernetzt und pflegt Kooperationen zu anderen Vereinen im Asyl- und Flüchtlingsbereich. Über mehrere Jahre wurde ein Sportprogramm gemeinsam mit dem Verein KAJA durchgeführt. Mit dem Verein Solinetz Frauenfeld betrieben wir im September 2017 einen gemeinsamen Stand an einem Kulturfest in Frauenfeld, im Jahr 2019 wurde dann ein gemeinsamer Stand mit dem Verein KAJA betrieben. Durch die Teilnahme an diesen Festen konnten Kontakte zu Behördenmitgliedern der Stadt vertieft werden. SALEM ist bestrebt, diese wichtigen Kontakte zu pflegen. Mit anderen Hilfsprojekten und Vereinen im Asyl- und Flüchtlingsbereich des Kantons Thurgau gibt es ein bis zweimal jährlich ein Austauschtreffen.
2.1 Die Stiftung Wetterbaum
Die Sozialfirma Stiftung Wetterbaum mit Sitz in Frauenfeld hat die gesellschaftliche und berufliche Integration von sozial benachteiligten sowie psychisch, geistig oder physisch beeinträchtigten Menschen zum Ziel. Die Stiftung bietet rund 50 Arbeitsplätze für Sozialhilfe-Empfangende, Flüchtlinge, sowie Menschen mit einer IV-Integrationsmassnahme in den Arbeitsbereichen „Werkstatt“, „Haus & Umwelt“, „Kleider & Co.“, „Brocki Wyfelde“ und „karep.ch“ an. Die Stiftung ist überkonfessionell, parteipolitisch neutral und nicht gewinnorientiert. Ihre Finanzierung basiert auf Erträgen aus Dienstleistungen und Produktion, Beiträgen der öffentlichen Hand sowie Spenden. Die Herausforderungen in Bezug auf die Integration von Flüchtlingen sind dem Stiftungsrat und der Geschäftsleitung seit mehreren Jahren ein Anliegen.
3 Vision, Mission, Konzept
Unsere Angebote bieten Raum für offene Begegnungen, interkulturellen Austausch und gegenseitiges Lernen zwischen Einheimischen und Fremdländern. Dies trägt dazu bei, Vorurteile abzubauen und die Integration zu fördern. Im SALEM erhalten Flüchtlinge gezielte Unterstützung und entwickeln eine hoffnungsvolle, eigenverantwortliche Perspektive. Wir schaffen Angebote für Flüchtlinge in den Bereichen:
• Begegnung und Gemeinschaft
• Begleitung und Förderung
3.1 Das Konzept
Die Hauptausrichtung von SALEM ist das Schaffen von Räumen, wo Kontakte zwischen Flüchtlingen und Einheimischen
geknüpft werden können. Kontakte stellen ein ungemein wertvolles Gut für Flüchtlinge in der Integration dar. So kann die
einheimische Kultur kennengelernt, Vitamin B genutzt und Wissen weitergegeben werden. Für das psychische
Wohlbefinden und das Verarbeiten einer Flucht sind soziale Kontakte von entscheidender Bedeutung. Der
Begegnungsraum SALEM eröffnet auch ein Ort, wo Einheimische ihre Barrieren und Vorurteile durch direkten Kontakt mit
Flüchtlingen abbauen können.
Begegnung und Gemeinschaft
Das Begegnungscafé, der wöchentliche Treffpunkt am Freitagnachmittag, ist das beliebteste Angebot von SALEM und
dessen Knotenpunkt. Neben Kaffee, Tee und Snacks können neue Bekanntschaften geschlossen und spannende
Gespräche geführt werden. Viele Besucherinnen und Besucher kommen regelmässig, was zum Beziehungsaufbau
beiträgt. Wir nehmen uns im SALEM Zeit für Begegnung und Austausch. Dadurch ehren und wertschätzen wir Flüchtlinge,
welche in unserer Gesellschaft oft unter Misstrauen und Verachtung leiden. Auch für die Gastgeberinnen und Gastgeber
sind es bereichernde Stunden, welche investiert werden.
Von Zeit zu Zeit werden auch spezielle Veranstaltungen in den Begegnungscafé-Betrieb eingebaut: Picknick im Park, „Chläuslen“ im Dezember und Kleidertausch-Aktionen. Auch diese Angebote haben zum Ziel, Integration zu fördern und Begegnung zwischen Einheimischen und Flüchtlingen in ungezwungenen Rahmen zu ermöglichen.
Auf die Initiative einer Ehrenamtlichen hin, wurde das Angebot von SALEM durch einen Nähtreff ergänzt. Eine
Frauengruppe trifft sich wöchentlich am Freitagnachmittag, um zusammen zu nähen. Wenn gewünscht, erhalten die
Teilnehmerinnen dabei Unterstützung. So können die Frauen einer sinnerfüllten Beschäftigung nachgehen und dabei
Neues lernen. Das Programm ist alternierend: vorbereitete Nähprojekte wechseln sich mit der Möglichkeit ab, eigene
Projekte zu nähen und zu flicken. Während dem Programm sollen auch Gespräche und Austausch Platz haben. Aus der
Bevölkerung und von verschiedenen Geschäften erhielten wir Spenden (Nähmaschinen, Stoffe, Faden), weshalb der
Nähtreff kostengünstig angeboten werden kann.
Begegnungscafé und Nähtreff bieten einen Raum, der auch für Aussenstehende attraktiv ist. So kommen von Zeit zu Zeit
Studierende, welche für schulische Arbeiten den Kontakt zu Flüchtlingen suchen oder sie besuchen uns im Rahmen von
Modulen. Diese Besuche ermöglichen uns, unsere Integrations-Anliegen weiterzugeben und den Rahmen für
Begegnungen zu schaffen, welche Horizonte erweitern und Türen öffnen.
Jährlich werden etwa 46 Begegnungscafés und Nähtreffs durchgeführt. Unser Ziel ist, unsere Angebote möglichst
durchgehend auch während den Ferien anzubieten. Im Durchschnitt verzeichnen wir 40 Besuchende pro Nachmittag.
Rund 20-25% davon sind Einheimische. Neben den regelmässigen Gästen kommen immer wieder neue Leute, welche
durch Mund-zu-Mund Propaganda von uns hören oder durch Ämter oder andere Stellen auf uns aufmerksam wurden.
Wir haben Besucherinnen und Besucher aller Altersgruppen, mehrheitlich zwischen 15-40 Jahren aber auch Kleinkinder,
Kinder und Personen über 40.
Mit SALEM sollte bewusst kein Treffpunkt gestartet werden, wo Flüchtlinge nur unter sich sind. Das gelang uns: Jede
Woche haben wir rund 8-12 Einheimische in unseren Programmen. Das ermöglicht den Flüchtlingen ein Gegenüber,
welches Deutsch spricht und Einblick in die hiesige Kultur geben kann. Dieser Aspekt unterscheidet uns von anderen
Angeboten für Flüchtlinge und wird von unseren Besucherinnen und Besuchern sehr geschätzt. Einige der Ehrenamtlichen
waren schon bei Flüchtlingen zum Essen eingeladen. Andere erzählten von Begegnungen mit Flüchtlingen auf der Strasse
oder in Supermärkten, welche beidseitig sehr geschätzt wurden. Durch die vielen Gespräche im Begegnungscafé wird bei
den Flüchtlingen die Anwendung der Deutschen Sprache geschult, was wahrnehmbare Fortschritte mit sich bringt.
Fördern und Begleiten
Im Bereich Fördern & Begleiten vermitteln wir gezielt Hilfeleistungen. Wenn Flüchtlinge Bedarf anmelden, werden Ehrenamtliche gesucht, welche passende Unterstützung anbieten können. Unser Grundsatz ist die Hilfe zur Selbsthilfe. Flüchtlinge sollen befähigt werden, sich selbstständig in unserer Gesellschaft zu bewegen. Es kam bereits mehrmals vor, dass Fachstellen oder Ämter uns Klienten zuwiesen, um diese bei einem Anliegen zu unterstützen.
Diese Unterstützungsleistungen können punktuell, aber auch sehr umfangreich sein. So reichen unsere vermittelten Einsätze von einem einzelnen Treffen bis zu Begleitungen über Jahre hinweg. Es werden verschiedenste Bereiche abgedeckt: Wohnungssuche, Arbeitssuche, Autofahren lernen, Familienbegleitung, Nachhilfe, Bewerbung schreiben, etc. So schaffte einer unserer Unterstützten beispielsweise die Autoprüfung, nachdem einige Ehrenamtliche mit ihm geübt hatten. Für seine berufliche Zukunft war dies sehr entscheidend.
Bisher konnten 40 offiziell durch SALEM koordinierte Unterstützungsleistungen an Einzelpersonen oder Familien vermittelt werden. Diesbezüglich erhofften wir uns höhere Zahlen, mussten jedoch feststellen, dass die Anfragen oftmals erst dann an uns herangetragen wurden, wenn bereits ein persönlicher Kontakt bestand. Häufig werden Hilfeleistungen bilateral im Begegnungscafé vereinbart, ohne dass wir davon Kenntnis haben und diese nachverfolgen könnten.
4.1 Räumlichkeiten
Für das Begegnungscafé und den Nähtreff können die zentralen Räumlichkeiten der ehemaligen Thurdruck an der Grabenstrasse 12 in Frauenfeld gemietet werden. Die vorhandene Kücheninfrastruktur und grosszügig dimensionierte Räume ermöglichen einen Betrieb mit ca. 100 Besuchenden und bis zu 30 ehrenamtlichen Mitarbeitenden.
4.2 Personal
Projektleitung
Salome Nägeli, ausgebildete Sekundarleherin, obliegt die Projektleitung vom SALEM. Sie ist wohnhaft in Frauenfeld. Neben ihrer Rolle als Mutter und Hausfrau ist sie mit einem 20%-Pensum für die Flüchtlingsarbeit SALEM tätig. Dank der Anstellung einer Projektleitung ist eine gelingende Koordination der verschiedenen Programme, das Aufbereiten von Informations- und Werbematerial, ein regelmässiger Austausch mit Partnern und das Erledigen von administrativen Aufgaben gewährleistet. Zentral ist die Begleitung der Ehrenamtlichen, ohne sie wäre die Flüchtlingsarbeit SALEM nicht möglich.
Projektteam
Ein fünfköpfiges Projektteam ausgewählter, sachkompetenter Teammitglieder ist für den Betrieb und die Weiterentwicklung von SALEM verantwortlich. Die Teammitarbeit erfolgt als ehrenamtliches Engagement.
Freiwillige Mitarbeitende
Das Projekt steht und fällt mit ehrenamtlichen Mitarbeitenden. Um das Begegnungscafé, den Nähtreff und das Fördern & Begleiten anzubieten, benötigen wir rund 30 Ehrenamtliche. Um diesen Einsatz zu würdigen, werden die Ehrenamtlichen jährlich zu einem Dankesessen eingeladen. Zudem bieten wir Weiterbildungsveranstaltungen an. Aufgrund von Fluktuationen müssen von Zeit zu Zeit neue Mitarbeitende rekrutiert werden. Dazu investiert SALEM in Werbung und Auftritte in der Öffentlichkeit.
5 Finanzen
SALEM ist ein ergänzendes Dienstleistungsangebot, welches durch Spenden und Gönnerbeiträge getragen wird. Es
werden mit jährlichen Auslagen von rund CHF 24’000.- gerechnet. Diese Kosten sollen durch Beiträge von Stiftungen,
Kirchen, sowie Organisationen und Privaten gedeckt werden. In den vergangenen Jahren empfingen wir genügend
Spenden um den Bedarf zu decken. Die erhobenen Spenden sind für den Lohn der 20%-Anstellung einer Projektleitung, die Raummiete, Ausgaben für Snacks und Getränke sowie für den Bedarf an Nähmaterial. Diverse kleiner Ausgaben fallen unter dem Jahr ebenfalls an. Events und Veranstaltungen rund um das Projekt fliessen ebenfalls ins Budget.
Bei Interesse kann ein detaillierte Auflistung des Budgets verlangt werden.